Rundes Jubiläum im ungeraden Jahr: „Aprilscherz“ mit Langzeitwirkung?
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Heiko Müller |
100 Jahre Falkensee
Stand: Juni 2022
Ausgerechnet in einem „ungeraden“ Jahr feiert Falkensee das rundeste Jubiläum, das es bisher gab. Im kommenden Jahr 2023 wird die heute expandierende Stadt 100 Jahre alt.
„Am 1. April 1923 wurde aus den Dörfern Falkenhagen und Seegefeld eine Landgemeinde. Dabei wurde der Kunstname ‚Falkensee‘ gewählt, weil darin aus beiden Ursprungsorten
etwas enthalten war“, blickt Bürgermeister Heiko Müller in die Geschichte. Er selbst wäre damals übrigens gar nicht als „Falkenseer“ durchgegangen. Er stammt aus Finkenkrug. Dies wurde zusammen mit Waldheim 1927 angegliedert. Stadtrecht hat Falkensee erst viel später bekommen, nämlich 1961.
Neujahrsempfang
Bürgermeister Heiko Müller möchte den Reigen der Festveranstaltungen mit seinem traditionellen Neujahrsempfang eröffnen. Dieser ist für den 20. Januar 2023 geplant. „Wir gehen von etwa 400 Gästen aus“, blickt das Stadtoberhaupt in die Zukunft.
Er ist der erst zweite Nachwende-Bürgermeister und hat die Entwicklung von Falkensee zusammen mit seinem Vorgänger Jürgen Bigalke wesentlich geprägt. Nach dessen Wechsel in den Ruhestand wurde der vormalige SPD-Landtagsabgeordnete Heiko Müller 2007 zu seinem Nachfolger gewählt. Jetzt ist er am überlegen, ob er diese Aufgabe weiterführen möchte. Dies möchte er beim Neujahrsempfang, vier Tage vor seinem
64. Geburtstag, bekanntgeben, denn im Jubiläumsjahr stehen Bürgermeisterwahlen an.
Vieles verwirklicht
Ob es dem überaus dynamischen Bürgermeister in einer dritten Amtszeit nicht langweilig wird? Schließlich hat er seine bisherigen Ziele erfolgreich verwirklicht. In der ersten Amtsperiode ging es um die Modernisierung der Schullandschaft. Das ehemalige Postgebäude wurde zum Bürgeramt. Es entstanden die Stadthalle und die Feuerwache. Die denkmalgeschützten Gebäude des Rathauses wurden durch einen modernen Verbinder zu einem Gebäude. Die meisten Sand- und Schotterstraßen sind heute erneuert. Danach hatte er sich ein Hallenbad für Falkensee auf die Fahnen geschrieben.
Nach langem Hin und Her
in der Stadtverordnetenversammlung kam es schließlich zu einer Abstimmung in der Bürgerschaft, die ein klares „Ja“ ergab. Nun ist es gegenüber dem Seegefelder Bahnhof im Bau. Mit dazu soll ein Freizeitbereich mit einer Kegelbahn gehören. Dafür hat Heiko Müller schon einen „Plan B“ in der Tasche. „Wenn die Kegler ausbleiben, kann man ohne weitere statische Prüfung Fenster einbauen und den Raum für etwas anderes nutzen“, strahlt er an der Baustelle.
Minister-Entscheidung
Sein weiteres Lieblingsprojekt, die Zentrumsentwicklung, ist nach langen Diskussionen jetzt ebenfalls „in trockenen Tüchern“.
Nach dem Machtwort von SPD-Ministerin Manja Schüle als Zuständige für „Wissenschaft, Forschung und Kultur“ in Brandenburg wurde der vom Landesamt verhängte Denkmalschutz für die aus DDR-Zeiten stammende alte Stadthalle „aufgehoben“. Damit steht dem Abriss nichts mehr im Weg. „Eine kurzzeitig diskutierte weitere Nutzung, etwa als Kulturzentrum, ist aus rechtlichen, bautechnischen und wirtschaftlichen Gründen völlig unrealistisch“, erklärt Heiko Müller, der damals beim Bau des Gebäudes selbst mit Schippe und Schubkarre aktiv dabei gewesen war.
Neues Zentrum
Es entsteht zukünftig wie vorgesehen ein urbaner Neubau. „Im Erdgeschoss sind zur Bahnhofstraße hin Gastronomie und in Richtung der Straße ‚Am Gutspark‘ vielleicht ein paar kleine Geschäfte
geplant. Die Räume zum Gutspark hin werden wir für die Bibliothek mieten, die sich in der Größe dadurch verdreifachen kann. Außerdem soll es Platz für kleinere Veranstaltungen und Treffen sowie eine Begegnungsstätte geben. Die oberen Etagen werden als Wohnraum genutzt“, gibt Heiko Müller Einblick.
Lösung für die Bibliothek
Über die Zukunft der Bibliothek wird seit sieben Jahren diskutiert. Sie befindet sich bisher unweit entfernt im
Gebäude der alten Schule. „Es ist das zweitälteste Schulhaus im heutigen Falkensee“, betont Heiko Müller den hohen historischen Wert. Stein des Anstoßes ist hier ein Anbau aus der DDR-Ära. Dieser ist damals niveauversetzt gebaut worden. „Eine barrierefreie Nutzung ist dadurch nicht möglich.“
Jetzt wird der Anbau einer neuen Konstruktion, die diese Forderungen erfüllt, weichen. Das Gebäude soll eine Nutzung als Kunst-, Kultur- und Begegnungszentrum erhalten.
Straßen vor Gericht
Schlagzeilen machte die Stadt mit einer Satzung für die Erschließung von Sandpisten, die noch nicht grundhaft gebaut waren. „Bisher wurden die Anwohner daran mit 90 Prozent beteiligt. Die Stadtverordneten wollten die Eigentümer vor hohen Beiträgen schützen. Das beschlossene Rechenmodell und die daraus tatsächlich resultierenden Beitragshöhen führten aber zu monatelangen Diskussionen. Außerdem ist es so komplex, dass die Nachvollziehbarkeit für die Bürger, die eine Satzung beinhalten muss, nicht mehr vorhanden ist. Eine rechtswidrige Satzung musste ich beanstanden. Der Landkreis sah das genauso. Nun müssen Gerichte entscheiden, was Jahre dauern kann“, schildert Heiko Müller. Die Folge
daraus: „Bis dahin werden nur noch Anliegerstraßen erschlossen, wo eine Mehrheit der betroffenen Eigentümer dies möchte. Allerdings haben wir ohnehin kaum mehr Sandpisten.“
Hauptstraßen im Blick
Stattdessen soll das Augenmerk nun auf den „Hauptstraßen“ liegen. Dort allerdings gibt es ebenfalls manche oft kaum lösbaren Probleme: „Die Grundforderung der Mehrheit der Stadtverordneten ist, dass neben der Fahrbahn getrennte Rad- und Fußwege entstehen und keine Bäume gefällt werden. Da wir im Ort an den Straßen aus den 1920er Jahren aber meist Alleen haben, ist dies selten realisierbar. Weitere Diskussionen drehen sich darum,
ob das historische Kopfsteinpflaster bleiben soll.
Das ist ein komplizierter Spagat zwischen Erhalt des Ortscharakters und heutigen Verkehrsanforderungen sowie Wünschen der Anwohner nach weniger Lärm“, fasst Heiko Müller zusammen. Da gibt es also für eine dritte Amtszeit noch eine Menge zu tun und zu vermitteln.
Immerhin erzielte man nach
jahrelangen Diskussionen bereits Fortschritte, wie an der Friedrich-Engels-Allee oder der Potsdamer Straße, die im Mai 2022 mit neuer Fahrradspur dem Verkehr übergeben wurde.
Sonniger wird der Ausbau hingegen in der Sonnenstraße. Hier grenzt ein Grünstreifen an, der dafür „abgeflacht“ werden kann.
Glückliches Finkenkrug?
In Finkenkrug gibt es gleich mehrfach Grund zur Freude. So wurde das neue Gebäude für Hort und Kita an der
Holbeinstraße fertig. „Zu den Nutzern wird mein Enkelkind gehören. Den Vorgängerbau haben meine beiden Söhne besucht“, freut sich Heiko Müller. Unweit davon kann sich Kerstin Bachmann als Leiterin der Oberschule am Poetenweg freuen, dass ihre Wünsche nach Verbesserung der dortigen Situation nicht den Bach hinuntergehen. „Unsere einzige Oberschule wird eine neue Mensa, mehr Fachräume sowie zusätzlich zur bisherigen Einfeldhalle eine neue Zweifeld-Turnhalle bekommen. Wir erweitern den Sportplatz. Es wird hier unter anderem Sprunggruben, eine Laufbahn, einen Fußballplatz sowie Volleyball- und Basketballfelder geben“, gibt der Bürgermeister den Blick frei.
Würde er sich erfolgreich für eine dritte Amtszeit bei den für August 2023 avisierten Wahlen bewerben, hieße es dann, bald umzuziehen.
Schließlich soll es schon 2023 mit der Rathauserweiterung
losgehen, der dann die Sanierung des bisherigen Hauptgebäudes folgt!